Am Anfang…

Als ich vor fünf, sechs, vielleicht auch ein paar mehr Jahren selbst noch ein Kind war, ließ sich die (Medien-)Welt noch ganz gut einteilen: Buch = gut; elektronische Medien = böse. Zeitschrift: so mittelgut, je nach Inhalt. (Wobei uns die Geschichte lehrt, dass man auch mit Büchern bösen Unfug treiben kann.) Damit hatten unsere Eltern die uneingeschränkte Legitimation, uns bis zur Vorschulzeit aus dem Fernsehen und dem, was man später mal Computer nennen würde, rauszuhalten. Das war überschaubar: Es gab drei Programme mit jeweils etwa zwei Stunden Kinderprogramm am Mittag und eine Handvoll Computerspiele. Leicht hatten sie es auch nicht, aber heute bekommt ein Kind etwa fünf Minuten nach der Geburt ein Smartphone vor die Nase gehalten, damit sechs Minuten später auch Onkel Philimon in Südafrika den neuen Erdenbürger begrüßen kann. Ein paar Tage später folgt die erste Erwähnung in der lokalen Tageszeitung. Und das Tempo beschleunigt sich sukzessive: Vor drei Jahren wies mich mein damals zweijähriger Sohn daraufhin, dass er jetzt unbedingt auch mal ein Handy bräuchte (Bevor Sie fragen: Er hat auch mit fünf noch keines.). Sein kleiner Bruder konnte etwa drei Wochen nach seiner Geburt bereits ein iPhone besser bedienen, als meine Mutter mit 65. Und das, obwohl ich mich als Medienpädagogin tunlichst darum bemühe, den Medienkonsum so gut wie irgend möglich einzuschränken und auszuwählen. Tagtäglich begegnen den Kindern Smartphones, Tablets, Fernsehprogramme, Computerspielkonsolen ‒ und wir Eltern müssen irgendwie darauf reagieren. Ein Patentrezept gibt es nicht. Also hilft nur die Flucht nach vorn: Medien als Chance begreifen und die Kinder befähigen, sie sinnvoll zu nutzen. Ich möchte Sie herzlich dazu einladen, mich bei diesem Versuch zu begleiten. Mal mag er gelingen, mal kläglich scheitern ‒ so what?!

P.S.: Abends bestehen meine Jungs übrigens darauf, dass ich ihnen vorlese ‒ ganz klassisch, aus „echten“ Büchern.